In ärztlichen Praxen kommt in der Regel eine spezialisierte Stimmgabel zum Einsatz, die bei Hörtests mit 128 Hertz und bei Vibrationstests der Nerven mit aufgesetzten kleinen Gewichten mit der halben Frequenz, mit 64 Hertz, schwingt.

 

Inhaltsverzeichnis

1 Was ist der Stimmgabeltest?

2 Funktion, Wirkung & Ziele

3 Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

4 Quellen Was ist der Stimmgabeltest?

 

Stimmgabeltests werden an bestimmten Punkten des Körpers zur Funktionsprüfung peripherer Nerven genutzt und zur Feststellung von Beeinträchtigungen des Hörvermögens. Verschiedene Stimmgabeltests lassen dabei die Unterscheidung zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsstörungen zu.

Bei neurologischen Stimmgabeltests zur Überprüfung der Funktionstüchtigkeit peripherer Nerven, macht man sich zu Nutze, dass eine bestimmte Art schnell adaptierender und besonders auf Vibrationen ansprechender Mechanorezeptoren in der Haut, die Vater-Pacini-Körperchen, sehr sensibel Nervenleitprobleme widerspiegeln. Die neurologischen Vibrationstests werden – wie auch die Hörtests – mit der Reidel-und-Seiffer-Stimmgabel durchgeführt, allerdings mit der gegenüber den Hörtests halbierten Schwingung von 64 Hz. Am Stiel der Stimmgabel kann auf einer Skala von 0 – 8 abgelesen werden, ab welcher Stärke die Vibrationen wahrgenommen werden.

 

Funktion, Wirkung & Ziele

Vibrationstests mit der Rydel-und-Seiffer-Stimmgabel dienen der Früherkennung eventuell vorliegender Neuropathien aufgrund von Vorerkrankungen wie Diabetes oder der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS). Funktionsschädigungen der Nerven durch Chemotherapie, Medikamente oder durch chronischen Alkoholmissbrauch können ebenfalls getestet werden. Auch Läsionen bestimmter Nerven durch Einklemmung (Karpaltunnelsyndrom), Bandscheibenvorfall und ähnliches oder aufgrund einer Verletzung sind Anwendungsgebiete der Vibrationstests. Ebenso können durch die Vibrationstests Rückschlüsse auf Funktionsausfälle bestimmter Regionen im Gehirn, etwa nach einem Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma, gezogen werden. Für die einfach durchzuführenden Stimmgabel- oder Vibrationstests wird die Rydel-und-Seiffer-Stimmgabel mit einer Schwingungsrate von 64 Hz genutzt. Die Schwingungsrate liegt im Reaktionsspektrum der in der Haut häufig vorkommenden Vater-Pacini-Zellen, besonders sensibel reagierende Sinneszellen, die zur Klasse der schnell adaptierenden Mechanorezeptoren gehören. Stimmgabeltests werden an bestimmten Punkten des Körpers zur Funktionsprüfung peripherer Nerven genutzt und zur Feststellung von Beeinträchtigungen des Hörvermögens. Typische Punkte zur Überprüfung des Vibrationsempfindens sind der Außen- und Innenknöchel des Fußes, am Schienbein unterhalb der Kniescheibe am Ansatzpunkt der Oberschenkelmuskulatur, am Beckenkamm und am Brustbein. Die spezialisierte Stimmgabel ermöglicht die Ermittlung eines (subjektiven) Schwellenwertes für das Vibrationsempfinden auf einer Skala von 0 bis 8, wobei 8 die niedrigste Stärke repräsentiert. Vibrationstests, die pathologische Werte an bestimmten Körperregionen ergeben, müssen mit anderen Diagnoseverfahren zur Verifikation und differenzierteren Aussage weiter abgeklärt werden.

 

Nebenwirkungen & Gefahren

Alle Tests und Versuche, die mit der Rydel-und-Seiffer-Stimmgabel im Bereich Neurologie oder Hörvermögen durchgeführt werden, sind nicht-invasiv und stehen nicht in Verbindung mit der Verabreichung irgendwelcher Medikamente oder anderweitiger Chemikalien. Die Tests und Versuche bergen deshalb keinerlei Gefahren, Risiken oder Nebenwirkungen und sind überdies einfach in der Durchführung. Die Gefahr einer Fehlinterpretation der Ergebnisse ist ebenfalls denkbar gering. Im Zweifelsfall können weitere Diagnoseverfahren zur Abklärung der Ergebnisse zum Einsatz kommen. Bei der Untersuchung neuronaler Probleme sollten Messungen an den gleichen Körperpunkten mehrmals wiederholt werden, um sicherzustellen, dass es sich nicht um Ausrutscher in der einen oder anderen Richtung handelt.

 

Quellen

Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011 Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007 Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009 Quelle: https://medlexi.de/Stimmgabeltest

Qualitätssicherung von Dr. med. Nonnenmacher. 


     Stimmgabeltest – verständlich erklärt!

 

1 Definition

Der Stimmgabeltest wird in der Neurologie zur Diagnose und Verlaufsbeurteilung von Erkrankungen verwendet, die mit einem verminderten Vibrationsempfinden (Pallhypästhesie) und verminderter Tiefensensibilität einhergehen (Polyneuropathie, demyelinisierende Erkrankungen).

 

2 Durchführung

Die Untersuchung kann beim sitzenden oder liegenden Patienten durchgeführt werden. Eine Stimmgabel (64 Hertz) wird am Handballen oder besser durch Zupfen der Zinken mit Daumen und Zeigefinger angeschlagen und anschließend an einen Knochenvorsprung des Patienten angesetzt. An der unteren Extremität ist dies beispielsweise der Innenknöchel oder das Großzehengrundgelenk, an der oberen Extremität kann die Stimmgabel am Ellenbogen oder am Handgelenk angesetzt werden. Daraufhin wird der Patient gefragt, ob die Vibration für ihn spürbar ist. Bejaht er dies, so soll er auch den Zeitpunkt nennen, an dem er die abklingende Vibration nicht mehr fühlen kann. In diesem Moment liest der Untersucher den Wert auf der 8/8-Skala der Stimmgabel ab.

 

3 Auswertung

An den Zinken der Stimmgabel sind 2 Dämpfer mit einem schwarzen und einem weißen Dreieck angebracht.

An deren Seite befindet sich eine Skala (0-8). Nach Anschlagen kann ein optisches Phänomen an den Dreiecken der Dämpfer beobachtet werden. Je langsamer die Dreiecke vibrieren, umso höher wandert deren Schnittpunkt an der Skala von 0-8 nach oben und kann abgelesen werden.

 

Der Normalwert liegt zwischen 6/8 und 8/8 bei Patienten unter 60 Jahren.

Bei über 60-jährigen gelten Werte >4/8 als normal.

 

https://flexikon.doccheck.com/de/Stimmgabeltest