Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Die Leitung von Bewegungsimpulsen vom Nervensystem zu den Muskeln geschieht ebenso wie die Meldung von ankommenden Berührungs- oder Schmerzreizen über die peripheren Nerven. Schon lange weiß man, daß die Leitung dieser Nerven-Impulse durch "natürlichen" elektrischen Strom erfolgt. Umgekehrt kann auch "künstlicher" elektrischer Strom zu Muskelzuckungen oder zu Empfindungen führen, wie es jedem bekannt ist, der schon einmal einen Viehweidezaun berührt hat. Zur Prüfung der Nervenfunktion und zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit eignet sich daher auch eine elektrische Reizung der Nerven unter kontrollierten Bedingungen mit Aufzeichnung des Reizeffekts. Die NLG-Untersuchung wird beim Verdacht auf eine allgemeine Erkrankungen der peripheren Nerven (Polyneuropathie) oder bei Schädigung einzelner Nerven, z.B. durch Verletzung oder Einklemmung angewendet.

Vorgehen

 

Die künstlich erzeugten Muskelzuckungen werden aufgezeichnet, indem auf den untersuchten Muskel mit Drähten verbundene Metallplättchen (Elektroden) oberflächlich mit einer weichen Haftpaste aufgeklebt werden. So kann die elektrische Aktivität mit der speziellen Meßeinrichtung registriert werden. Die Aktivität der sensiblen, empfindenden Nerven wird nach Anbringung ähnlicher Elektroden an der Haut über dem Nerven aufgezeichnet. Die elektrische Nervenreizung erfolgt an verschiedenen Punkten über dem untersuchten Nerven mit niedrigen, gefahrlosen Strömen, bei denen es nur kurzfristig zu einer leichten Missempfindung kommen kann. Die Untersuchung ist völlig gefahrlos für Sie und Ihre Gesundheit. Aus der aufgezeichneten Überleitungszeit und dem Abstand zwischen den Reizpunkten läßt sich die Geschwindigkeit (Weg geteilt durch Zeit) der Nervenleitung berechnen. Die Untersuchung dauert zwischen 15 und 30 Minuten.


weitere Diagnostik

Apparative Diagnostik

EEG

AEP (akustisch evozierte Potentiale

Cortex-Stimulation

Doppler-Sonographie

EMG

Liquor-Untersuchung (Lumbalpunktion)

Neuropsychologische Testung

NLG

Posturographie

SEP

VEP (visuell evozierte Potentiale)



EMG (Elektromyographie)

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Die Muskulatur des menschlichen Körpers ist durch die peripheren Nerven, die Nervenstämme und die Nervenwurzeln mit dem zentralen Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) verbunden. Eine Untersuchung der Muskeln kann daher Aufschluß sowohl über das Vorliegen einer Muskelerkrankung als auch über Erkrankungen des Nervensystems geben. Bei Nervenverletzungen können Aussagen zum Schweregrad, zum Ort der Schädigung und zum Verlauf gemacht werden. Mit der Elektromyographie kann man die von den Muskeln erzeugten elektrischen Ströme untersuchen. Diese Ströme werden nach Verstärkung auf einem Bildschirm sichtbar und über einen Lautsprecher hörbar gemacht. Die EMG-Untersuchung wird häufig mit einer Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) kombiniert.

Vorgehen

Zur Elektromyographie sticht der Arzt mit speziell dünnen, keimfreien Nadeln nacheinander in einzelne Muskeln, die Sie möglichst entspannt halten sollen. Während der Untersuchung liegen Sie bequem auf einer Untersuchungsliege. Kurzfristige Anspannung des Muskels nach Aufforderung durch den Arzt dient der Funktionsprüfung. Untersucht werden in der Regel zwischen drei und fünf Muskeln. Der, im übrigen gefahrlose, Einstich verursacht vorübergehende Beschwerden, wie Sie Ihnen von Spritzen-Injektionen in den Muskel bekannt sind. Bitte teilen Sie dem Arzt mit, wenn bei Ihnen eine erhöhte Blutungsneigung bekannt ist oder wenn Sie Medikamente zur Blutverdünnung (Marcumar(R), Heparin) erhalten. Die Untersuchung dauert zwischen 15 und 30 Minuten.


SEP (somatosensibel evozierte Potentiale)

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Der deutsche Nervenarzt Hans Berger (1873-1941) aus Jena hatte unter der Vorstellung, daß sich die Tätigkeit des Gehirns in elektrischen Strömen ausdrückt, die Untersuchungsmethode des EEG erfunden (siehe "EEG"). Später kam dazu die Überlegung, daß sich auch die Tätigkeit bestimmter Sinnesorgane, wie z.B. des Empfindungssinnes der Haut in der Hirnstromkurve widerspiegeln sollte. Diese Veränderungen aber, die entstehen, wenn z.B. eine bestimmte Hautstelle eine Berührung empfindet, sind nur sehr klein und kaum zu erfassen. Man muss daher Reize verwenden, die oft und oft in gleicher Weise ablaufen, um die Veränderungen in der Hirnstromkurve durch spezielle elektronische Mittelungsverfahren erkennen zu können. Man verwendet daher kleine, gut erträgliche Stromstöße, die etwa hundert Mal wiederholt werden. Nicht nur über der Kopfhaut, sondern auch über der Wirbelsäule (Rückenmark) und entlang der Nervenbahn lassen sich dann Reizantworten ableiten. An ihrer Verzögerung oder ihrem Fehlen lassen sich Störungen in der Nervenleitbahn des Gefühlssinnes feststellen.

Vorgehen

Sie liegen auf einem bequemen Untersuchungsbett und sollen sich möglichst gut entspannen. An bestimmten Stationen der "Gefühlsbahn" werden mit Drähten versehene Metallplättchen (Elektroden) mit einer weichen Haftpaste zur Messung der entlang der "Gefühlsbahn" enstehenden Nervenströme angebracht: über dem Schlüsselbein, am Nacken und über der Kopfhaut. Die Reizung der Gefühlsbahn erfolgt durch ein Elektrisieren von Nerven an den Händen oder an den Füßen, das dem Berühren eines Weidezaunes ähnelt. Die Haftpaste läßt sich problemlos wieder entfernen oder auswaschen. Die Untersuchung ist nicht eigentlich schmerzhaft und ist harmlos. Sie dauert 30 bis 60 Minuten.


VEP (visuell evozierte Potentiale)

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Der deutsche Nervenarzt Hans Berger (1873-1941) aus Jena hatte unter der Vorstellung, daß sich die Tätigkeit des Gehirns in elektrischen Strömen ausdrückt, die Untersuchungsmethode des EEG erfunden (siehe "EEG"). Er hatte auch beobachtet, daß die Hirnstromkurve bei geschlossenen Augen anders als bei offenen Augen aussieht, also auf die Aktivität dieses Sinnesorgans reagiert. Diese Veränderung der Hirnstromkurve kann man besonders gut durch gleichbleibende Reize, wie sie z.B. von Bildschirmen erzeugt werden können, hervorrufen. Man verwendet einen Bildschirm, der ein Schwarz-Weiß-Muster von Quadraten (entsprechend einem Schachbrett) zeigt, und zusätzlich spezielle elektronische Mittelungsverfahren, die das Erkennen der Reaktionen der Hirnstromkurve erleichtern. Verzögerung oder Fehlen der von der Kopfhaut abgeleiteten Reizantworten sind ein Hinweis auf Störungen im Sehnerven oder in den Leitbahnen des Sehsinnes im Gehirn.

Vorgehen

Sie sitzen entspannt, aber aufmerksam vor einem Fernsehschirm, auf dem sich ein Schachbrettmuster hin- und herbewegt. Während sich das Muster bewegt, sollen Sie ständig auf einen roten Punkt in der Mitte des Bildschirms schauen. Zuvor werden an Ihrer Kopfhaut mit einer weichen Haftpaste kleine Metallplättchen befestigt, die als Elektroden über Kabel mit dem elektronischen Aufnahmegerät verbunden sind. Die Untersuchung ist schmerz- und risikolos und dauert etwa 15 Minuten. Die Haftpaste läßt sich problemlos wieder entfernen oder auswaschen. Bitte geben Sie an, ob Sie auf einem Auge schlecht sehen oder ob sie eine Brille oder Kontaktlinsen tragen.


Doppler-Sonographie

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Der nach dem österreichischen Forscher Christian Doppler (1803-1853) benannte Effekt ist aus dem Alltag bekannt: eine Polizei-Sirene wechselt die Tonhöhe in dem Moment, in dem der Polizeiwagen vorbeifährt. Dieser Effekt tritt bei allen bewegten Schallquellen auf und man kann daraus ihre Bewegungsrichtung erschließen. In abgewandelter Form macht man sich dieses Prinzip bei der Untersuchung von oberflächlich gelegenen Schlagadern zunutze: bei Beschallung mit einer speziellen Sonde werfen die fließenden Blutkörperchen einen Teil des Schalles zurück. Wenn man den reflektierten Schall mißt, kann man die Richtung und die Geschwindigkeit des Blutflusses in den Schlagadern messen. In der Neurologie ist diese Messung vor allem von Bedeutung, um Verengungen der Halsschlagadern (z.B. durch Arteriosklerose) und dadurch drohende Durchblutungsstörungen des Gehirns erkennen zu können oder um bei einem abgelaufenen Schlaganfall eine mögliche Ursache zu finden.

Vorgehen

Sie nehmen in einem bequemen Untersuchungsstuhl Platz. Der Untersucher verwendet eine Schallsonde, die mit einem Aufzeichnungsgerät verbunden ist. Nachdem auf der Haut ein Gel aufgebracht worden ist, das die Leitfähigkeit für Schall verbessern soll, wird systematisch mit der Schallsonde die Haut über den einzelnen Halsschlagadern abgetastet. Der als Rauschen hörbar gemachte Blutfluß wird daraufhin beurteilt, ob in der untersuchten Ader eine normale Flussrichtung des Blutes besteht oder ob der Blutfluss durch eine Verengung beschleunigt ist. Die Untersuchung ist gefahrlos. Sie dauert etwa 20 Minuten.


EEG (ELEKTROENZEPHALOGRAPHIE)

GRUNDLAGEN UND BEDEUTUNG DER UNTERSUCHUNG

Von dem deutschen Nervenarzt Hans Berger (1873-1941) aus Jena stammt die Überlegung, daß sich die Tätigkeit des Gehirns in elektrischen Strömen ausdrücken könnte. Es gelang ihm im Jahre 1924, ein Gerät zu konstruieren, mit sich diese hirnelektrische Aktivität aufzeichnen läßt. Diese Aktivität, die "Hirnstromkurve" oder Elektroenzephalogramm, zeigt im aufmerksamen Wachzustand, bei Augenschluß, im Schlaf und bei Bewußtlosigkeit unterschiedliche Muster. Abweichungen vom normalen Muster der hirnelektrischen Aktivität können bei Entzündungen und Durchblutungsstörungen des Gehirns und bei Epilepsie auftreten.

VORGEHEN

Sie werden gebeten, in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen, wo zahlreiche an Drähten befestigte Metallplättchen (Elektroden), mit denen die elektrische Aktivität des Gehirns aufgezeichnet wird, mit einer weichen Haftpaste auf der Kopfhaut befestigt werden. Danach beginnt die eigentliche Untersuchung, während der Sie mit geschlossenen Augen entspannt still sitzen sollen. Zwischendurch werden Sie aufgefordert, die Augen kurzfristig zu öffnen und wieder zu schließen, wodurch sich die Hirnstromkurve in einer bestimmten Weise verändert. Die Untersuchung dauert etwa 30 Minuten. Die Haftpaste läßt sich problemlos wieder entfernen oder auswaschen.


AEP (akustisch evozierte Potentiale)

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Der deutsche Nervenarzt Hans Berger (1873-1941) aus Jena hatte unter der Vorstellung, daß sich die Tätigkeit des Gehirns in elektrischen Strömen ausdrückt, die Untersuchungsmethode des EEG erfunden (siehe "EEG"). Später kam dazu die Überlegung, daß sich auch die Tätigkeit bestimmter Sinnesorgane, wie z.B. des Gehörs in der Hirnstromkurve widerspiegeln sollte. Diese Veränderungen aber, die entstehen, wenn ein Ohr Töne oder Geräusche hört, sind nur sehr klein und kaum zu erfassen. Man muss daher Reize verwenden, die oft und oft in gleicher Weise ablaufen, um die Veränderungen in der Hirnstromkurve durch spezielle elektronische Mittelungsverfahren erkennen zu können. Man verwendet daher über Kopfhörer immer gleiche, gerade gut hörbare Klick-Geräusche, die mehrere hundert Mal wiederholt werden. Von der Kopfhaut lassen sich dann Reizantworten ableiten, deren Verzögerung oder Fehlen über Störungen des Hörnerven und der Hörbahn im Gehirn Aufschluss gibt.

Vorgehen

Sie sitzen bequem in einem Untersuchungsstuhl und an der Kopfhaut werden Metallplättchen (Elektroden), die über Kabel mit dem elektronischen Aufzeichnungsgerät verbunden sind, mit einer weichen Haftpaste aufgeklebt. Über einen speziell angepassten Kopfhörer hören Sie Klickgeräusche in einem Ohr. Zuerst wird die Hörschwelle als die Lautstärke, die Sie gerade eben wahrnehmen können, bestimmt. Danach wird jedes Ohr einzeln mehrere hundert Male mit einem Klicken gereizt, das etwas lauter als die Hörschwelle ist. Die Untersuchung ist schmerz- und risikolos und dauert etwa 20 Minuten. Die Haftpaste läßt sich problemlos wieder entfernen oder auswaschen.


Neuropsychologische Testung

Grundlagen und Bedeutung der Untersuchung

Klagen über Störungen der Merkfähigkeit, über Störungen mit dem Finden von Worten oder ähnliche Beschwerden von Seiten der geistigen Leistungsfähigkeit kommen bei neurologischen Erkrankungen nicht selten vor. Zur genauen Feststellung, worin die geklagten Schwierigkeiten im einzelnen liegen, hat man zusätzlich zu den einfachen Fragen, die bei der neurologischen Erstuntersuchung gestellt werden, spezielle Testverfahren entwickelt, die den allgemein bekannten Intelligenz-Tests ähneln. Der Patient wird aufgefordert, verschiedene Aufgaben von zunehmender Schwierigkeit zu lösen. Die erzielte Leistung kann man dann mit den Ergebnissen vergleichen, die bei größeren Gruppen von gesunden Kontrollpersonen erzielt werden um festzustellen, ob z.B. die geklagten Merkfähigkeitsstörungen noch dem normalen Alterungsprozess entsprechen oder ob sie Zeichen einer neurologischen Erkrankung sind.

Vorgehen

Der Patient befindet sich zusammen mit einem oder zwei Untersuchern in einem ruhigen Raum und soll möglichst entspannt sein. Falls jemand Brillenträger ist oder ein Hörgerät verwendet, ist darauf zu achten, daß diese vorhanden sind, da man ja die geistige Leistungsfähigkeit unter den besten Bedingungen prüfen will. Der Untersucher stellt nacheinander einzelne Aufgaben, die ohne Zeitdruck gelöst werden sollen. Dabei kann es sich einerseits um Wissensfragen handeln oder um die Aufgabe, sich bestimmte Worte zu merken, die später wieder abgefrgat werden. Es kann auch darum gehen, Worte und Texte vorzulesen oder mit Bauklötzen bestimmte Muster nachzulegen. Andere Aufgaben sollen die Reaktionsschnelligkeit an einem Computerbildschirm prüfen. Zwischen den einzelnen Aufgaben werden regelmäßige kurze Erholungspausen eingelegt. Die Art und der Umfang der Untersuchung sind sehr individuell auf die jeweiligen Beschwerden ausgerichtet. Die Untersuchung ist risikolos, wird aber manchmal als ermüdend oder geistig anstrengend erlebt. Wenn Sie uns darauf aufmerksam machen, werden wir zusätzliche Pausen einlegen. Eine Untersuchungs-Sitzung dauert etwa 45 bis 60 Minuten.