Mononeuropathie

Bei einer Mononeuropathie werden einzelne periphere Nerven geschädigt.

Der Druck auf einen Nerv über einen längeren Zeitraum ist die häufigste Ursache der Mononeuropathie.

Im betroffenen Bereich kommt es eventuell zu Kribbeln, Prickeln oder Taubheit und zu Schwäche des betroffenen Muskels.

In der Regel stützt sich die Diagnose einer Mononeuropathie auf die Symptome und das Ergebnis einer körperlichen Untersuchung.

Obwohl es oft sinnvoll ist, die ursächliche Aktivität einzuschränken oder zu hemmen und Schmerzmittel einzusetzen, besteht doch manchmal die Notwendigkeit von Kortikosteroidinjektionen, Physiotherapien oder Operationen.


Ursachen

In den meisten Fällen ist Mononeuropathie auf eine äußerliche Verletzung zurückzuführen. In der Regel ist die Verletzung auf eine Nervenkompression zurückzuführen. Einige Beispiele:

Länger anhaltender Druck auf einen Nerv, der knapp unter der Körperoberfläche oder in der Nähe eines vorstehenden Knochens verläuft, z. B. an Ellenbogen, Schulter, Handgelenk oder Knie (wie beim Tiefschlaf, insbesondere eines Alkoholikers)

Druck wegen eines schlecht sitzenden Gipses oder Krücken, die falsch eingestellt oder fehlerhaft gebraucht werden

Druck durch eine über längere Zeit verkrampfte Position, z. B. bei der Gartenarbeit oder beim Kartenspielen, wenn man die Ellenbogen auf den Tisch stützt

Druck führt ebenso zu einer Nervenschädigung, wenn man sich lange nicht bewegen kann, z. B. wenn man unter Narkose im Rahmen einer Operation steht oder bettlägerig (insbesondere ältere Menschen), gelähmt oder bewusstlos ist.

Seltener werden Nerven durch folgende Ursachen geschädigt:

Einen Unfall

Längere Hitze- oder Kälteeinwirkung

Strahlentherapie bei Krebs

Wiederholte Verletzungen, z. B. beim festen Anfassen kleiner Werkzeuge oder bei übermäßigen Vibrationen eines Presslufthammers

Infektionen, wie Lepra und Lyme-Borreliose

Eine Bluttasche (Hämatom)

Krebs, wenn er direkt in einen Nerv eindringt

Bei einer leichten Nervenkompression kommt es nicht zu Schwäche, sondern nur zu Kribbeln. Dabei kann man z. B. aus Versehen den Ellenbogen (Musikantenknochen) verletzen oder einen tauben Fuß bekommen. Diese Fälle gelten als vorübergehende Mononeuropathien.

Nerven, die nahe einem Knochen in der Körperoberfläche verlaufen, sind für eine Verletzung anfällig. Beispielsweise können die folgenden Nerven geschädigt werden:

Nervus medianus im Handgelenk (wie beim Karpaltunnelsyndrom)

Nervus peronaeus in der Nähe des Knies (was zu einer Peroneuslähmung führt)

Nervus radialis im Oberarm (was zu einer Lähmung des Nervus radialis führt)

Nervus ulnaris im Ellenbogen (was zu einer Ulnarislähmung führt, in der Regel ein Kubitaltunnelsyndrom)


Symptome

Empfindungsstörungen, z. B. Prickeln oder Empfindungsverlust, treten in dem vom geschädigten Nerv versorgten Bereich auf. Manchmal liegen Schmerz und Schwäche vor. Gelegentlich führt die Schwäche zu Lähmung und eventuell zu einer chronischen Verschrumpfung und Versteifung der Muskeln (Kontrakturen).

KARPALTUNNELSYNDROM

Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch Druck auf den Nervus medianus, der durch einen engen Durchgang am Handgelenk verläuft.

Schwangere Frauen und Diabetiker sowie Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), bestimmten Formen der Amyloidose oder rheumatoider Arthritis sind ebenfalls gefährdet, Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln. Auch anfällig sind Menschen, die berufsbedingt ständig mit gestreckten Handgelenken kräftige Bewegungen vollführen müssen, z. B. bei Arbeiten mit einem Schraubenzieher. Ein weiterer möglicher, aber umstrittener Risikofaktor ist das Schreiben auf einer falsch positionierten Computertastatur. In den meisten Fällen sind die Ursachen jedoch nicht bekannt.

Druck auf den Nervus medianus verursacht Schmerzen und Empfindungsstörungen (wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen) in den folgenden Körperteilen:

Manchen Fingern (Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die Seite des Ringfingers, die zum Daumen hin zeigt)

Handflächen und Innenseiten des Handgelenks

Manchmal im Arm

Ein chronisches Karpaltunnelsyndrom kann dazu führen, dass die Muskeln in der Hand (auf Seite des Daumens) schwächer werden und verkümmern (Atrophie).

Peroneuslähmung

Der Nervus peronaeus liegt knapp unterhalb der Haut auf dem äußeren, unteren Teil des Knies. Druck auf diesen Nerv verursacht eine Peroneuslähmung.

Die Peroneuslähmung schwächt den Muskel, der den Fuß anhebt, sodass die Betroffenen den Knöchel nicht beugen können, um den vorderen Teil des Fußes zu heben (Fallfuß). Als Folge ziehen sie möglicherweise den vorderen Teil des Fußes beim Gehen am Boden entlang.

Schlanke, bettlägerige Menschen sind häufig von einer Peroneuslähmung betroffen, ebenso wie Menschen, die in einem falsch angepassten Rollstuhl sitzen, oder über einen längeren Zeitraum unbewusst ihre Beine kreuzen (insbesondere schlanke Menschen).

Zu einer Beseitigung der Symptome kommt es in der Regel, wenn man Druck auf den Nerv vermeidet – z. B. wenn man sich das Beinekreuzen abgewöhnt.


RADIALISLÄHMUNG

Der Speichennerv (Nervus radialis) verläuft durch die untere Seite des Knochens im Oberarm. Länger andauernder Druck auf diesen Nerv verursacht Radialislähmung. Diese Störung nennt man auch Samstagnacht-Lähmung, da sie oft auftritt, wenn die Person viel Alkohol getrunken hat (insbesondere am Wochenende) und dann mit einem Arm über die Bar oder der Stuhllehne oder unter dem Kopf des Partners/der Partnerin fest einschläft. Wenn Krücken falsch eingestellt sind und auf die Innenseite des Armes in der Achselhöhle drücken, kommt es zu dieser Störung.

Infolge des Nervenschadens sind Handgelenk und Finger geschwächt, sodass das Handgelenk herabhängt und die Finger gekrümmt sind (Fallhand). Manchmal ist der Handrücken gefühllos.

In der Regel verschwindet die Störung, wenn der Druck aufgehoben wird.

 

ULNARISLÄHMUNG

Der Ulnarisnerv verläuft knapp unter der Haut am Ellenbogen. Der Nerv kann leicht geschädigt werden, wenn man aus Versehen die Ellenbogen verletzt oder sich ständig auf sie stützt. Manchmal ist die Nervenschädigung auf einen falsch gewachsenen Knochen im betroffenen Bereich zurückzuführen. Eine Quetschung des Nervs am Ellenbogen wird als Kubitaltunnelsyndrom bezeichnet.

In der Regel kommt es zu Kribbeln und Prickeln im Klein- und Ringfinger beider Hände. Die Ulnarislähmung wird von einer schweren Verletzung verursacht und führt zu Schwäche der Handmuskulatur. Bei schweren, chronischen Fällen kommt es sogar zu Muskelschwund (Atrophie) und einer Klauenhand (aufgrund der Muskelsteife können die Finger nicht gebeugt werden).

Man soll Druck auf den Ellenbogen vermeiden.


Diagnose

Untersuchung durch den Arzt

Manchmal Elektromyographie und Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit

In der Regel stützt sich die Diagnose von Mononeuropathien auf die Symptome und das Ergebnis einer körperlichen Untersuchung.

In der Regel werden Elektromyographie und Messungen der Nervenleitungsgeschwindigkeit durchgeführt:

Um andere mögliche Ursachen auszuschließen

Um Nervenschädigungen festzustellen

Um die Schwere der Erkrankung zu bestimmen

 

Behandlung

Behandlung der Krankheitsursache

bei vorübergehender Druckeinwirkung Ruhe, Wegnahme des Drucks und Gabe nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR)

manchmal Kortikosteroidinjektionen, eine Schiene, Operation und/oder Physiotherapie

Wenn eine Erkrankung zugrunde liegt, wird sie behandelt. Ein vorliegender Tumor wird beispielsweise operativ entfernt.

Wenn die Ursache ein vorübergehender Druck ist, kann Folgendes zu einer Beseitigung der Symptome führen:

Sich ausruhen

Druck auf den Nerv vermeiden

Wärme im betroffenen Bereich einsetzen

Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Ibuprofen, zur Verringerung der Entzündung

Kortikosteroid-Spritzen führen oft beim Karpaltunnelsyndrom zu einer Besserung.

Oft kommen Spangen und Schienen zum Einsatz, bis die Symptome beseitigt sind. Diese Geräte verhindern, dass die Muskeln kurz und steif werden.

Ein chirurgischer Eingriff dient der Beseitigung des Druckes, wenn die Störung trotz anderer Behandlung fortschreitet. In solchen Fällen ist eine operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms gewöhnlich erfolgreich.

Bei schwerer, chronischer Ulnarislähmung wird die Muskelschrumpfung durch Physiotherapie verhindert.


Quelle