Antidepressiva reduzieren Sterberisiko bei Diabetikern

Mal etwas Abweichend von PNP und doch relevant zu wissen, da auch Antidepressiva zur Behandlung von PNP gehört  - wie auch der Diabetiker. 

 

Taiwanesische Wissenschaftler zeigten in einer populationsbasierten Analyse mit 53.412 Fällen, dass bei Patienten mit Diabetes und zusätzlicher depressiver Erkrankung die Einnahme von Antidepressiva signifikant mit einer um 35% verringerten Mortalität assoziiert war.

 

Hintergrund

Laut den U.S. Centers for Disease Control and Prevention leiden Menschen mit Diabetes mellitus (DM) zwei- bis dreimal häufiger an Depressionen als Menschen ohne Diabetes. 50 - 75% der Menschen mit DM und Depressionen werden nicht diagnostiziert, obwohl sehr wirksame Therapien und Medikamente zur Verfügung stehen. "Diabetes und Depression tragen jeweils unabhängig voneinander zur Erhöhung der Gesamtmortalität bei", sagte Professor Vincent Chin-Hung Chen, vom Chiayi Chang Gung Memorial Hospital und der Chang Gung University in Puzi, Taiwan, korrespondierender Autor einer aktuellen Studie. Die Wirkung von Antidepressiva auf die Mortalität bei Patienten mit DM wurde noch nicht ausreichend untersucht, obwohl komorbide Depressionen in dieser Population so häufig sind.

 

Zielsetzung

Ein wissenschaftliches Team um Dr. Hong-Ming Chen nutzte eine taiwanesische nationale Datenbank und untersuchte im Rahmen einer retrospektiven, bevölkerungsbasierten Kohortenstudie die Auswirkungen von Antidepressiva auf die Mortalität von Patienten mit DM [1, 2].

Methodik

Die Wissenschaftler identifizierten in der National Health Insurance Research Database 53.412 Fälle von Patienten mit neu diagnostiziertem DM und Depression seit dem Jahr 2000. Die Patientenfälle wurden zur Beurteilung der Mortalität bis zum Jahr 2013 verfolgt. Der primäre Ergebnisparameter war der Zusammenhang zwischen Mortalität und Einnahme von Antidepressiva (kumulative Dosis) und wurde mithilfe eines zeitabhängigen Cox-Regressionsmodells ermittelt.

 

Ergebnisse

Die Datenanalyse ergab, dass der Einsatz von Antidepressiva bei Patienten mit DM mit einer signifikant verringerten Mortalität assoziiert war. In der höchsten Dosisgruppe lag die Hazard Ratio [HR] bei 0,65 (95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,59-0,71).

Weitere Analysen zeigten, dass Unterschiede in Bezug auf die Mortalität zwischen den Kategorien der Antidepressiva bestanden. Für selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer lag die HR bei 0,63 ( 95%-KI = 0,56-0,71), für Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer bei 0,58 (95%-KI = 0,44-0,78), für Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer bei 0,20 (95%-KI = 0,07-0,63), für Mirtazapin bei 0,60 (95%-KI = 0,45-0,82), für trizyclische / tetrazyclische Antidepressiva bei 0,73 (95%-KI = 0,54-0,97) und für Trazodon bei 0,52 (95%-Kl = 0,29-0,91).

Für reversible Inhibitoren der Monoaminoxidase A wurde jedoch eine Zunahme der Gesamtmortalität ermittelt (HR = 1,48; 95%-KI = 1,09-1,99).

 

Fazit

In einer großen populationsbasierten Kohortenstudie fanden Wissenschaftler einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und einer verringerten Mortalität von Patienten mit komorbidem DM und Depression. Dies galt für die meisten Antidepressiva, jedoch nicht für reversible Inhibitoren der Monoaminoxidase A. "Die Daten unterstützen Empfehlungen für das Screening und die Behandlung von Depressionen bei Personen mit Diabetes", sagte Chen.

Die Studie wurde mit Fördergeldern vom Changhua Christian Hospital durchgeführt.

 

Quellen

Autor: Dr. Elke Schlüssel (Medizinjournalistin)

Stand: 22.07.2019

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