Wie hilfreich ist Cannabis als Medizin bei einer Polyneuropathie?


Auf klassische Schmerzmittel sprechen viele Patienten, die an neuropathischen Schmerzen leiden, häufig nicht an. Oftmals helfen noch nicht einmal starke Opiate. Die Cannabinoide aus der Cannabispflanze versprechen hingegen eine Schmerzlinderung. Viele Forscher sind dem nachgegangen, unter anderem auch die der Universität Bonn.

Diese führen aus, dass der psychoaktive Affekt des THCs durch die Aktivierung des Cannabinoid Rezeptors 1 (CB1) ausgelöst wird. Der CB1-Rezeptor ist Teil des Endocannabinoid Systems und eine Andockstelle für Cannabinoide, die insbesondere in den Nervenzellen vorkommen. Man nimmt an, dass der CB1-Rezeptor jedoch nicht für den Schmerzmitteleffekt verantwortlich ist, sondern der Cannabinoidrezeptor 2 (CB2), der unter anderem in den Immunsystemzellen vorkommt. Auch dieser wird von den Cannabinoiden stimuliert.

Das Forscherteam konnte nun aufzeigen, dass der CB2-Rezeptor als Bremse für verschiedene Abwehrmaßnahmen des Körpers fungiert. So reagieren Nerven auf Verletzungen mit einer Entzündungsreaktion, und ohne den CB2-Rezeptor würden sich die Entzündungen weiter ausbreiten und auf gesundes Nervengewebe übergehen. Dementsprechend sehen die Forscher diese übergreifenden Entzündungen als Ursache der Nervenschmerzen an.

Um diese Annahme zu bestätigen, wurden Mäuse untersucht, die keinen CB2-Rezeptor besitzen. Nach einer Ischias-Verletzung kam es bei den Labortieren zu einer starken Entzündungsreaktion infolge dessen sie unter neuropathischen Schmerzen litten. Der Botenstoff Interferon-Gamma scheint hier eine wichtige Rolle zu spielen, da dieser die Entzündungsreaktionen verstärkte. Durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors konnte jedoch die Interferon-Produktion gedrosselt werden.

 

Studien belegen Wirksamkeit von Cannabis bei neuropathischen Schmerzen

Dass Cannabis neuropathische Schmerzen lindern kann, ist schon seit einigen Jahren bekannt. Aktuelle Studien können dies ebenfalls belegen. So veröffentlichten Forscher der University of Parma im Jahr 2017 ihre Ergebnisse einer umfangreichen Studie. Insgesamt wurden die Daten von 614 Schmerzpatienten ausgewertet, die zum größten Teil unter Nervenschmerzen litten. Insbesondere interessierte man sich dafür, in welcher Form die Patienten Cannabis erhielten und angewandt haben, welche Wirkung eingetreten ist, und ob Nebenwirkungen aufgetreten sind. Die Ergebnisse der Studie können wie folgt zusammengefasst werden:

91,9 Prozent der Schmerzpatienten erhielten pharmazeutisches Cannabis mit einem THC-Gehalt zwischen 18 und 23 Prozent sowie einem niedrigen Gehalt an CBD in Höhe von 0,3 bis 0,2 Prozent.

90 Prozent der Schmerzpatienten wendeten Cannabis parallel zu ihrer Schmerztherapie an.

76 Prozent der zuvor genannten 90 Prozent nahmen Cannabis über einen längeren Zeitraum ein. Hiervon berichteten 70 Prozent über eine gute Wirkung. Beschwerden über schwere Nebenwirkungen gab es nicht.

Die Forscher erklärten, dass die Therapie mit Cannabis effektiv und sicher zu sein scheint, obwohl mehr Daten und nachfolgende Studien benötigt werden, um die ideale klinische Indikation besser zu untersuchen.

Zu ähnlichen positiven Ergebnissen kommen auch die Forscher des Klinikums Lüdenscheid. Auch diese bestätigen, dass die Behandlung von neuropathischen Schmerzsymptomen, die auch im Rahmen einer Multiplen Sklerose auftreten können, unzureichend ist. Ziel der klinischen Studie war es, das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis von Dronabinol aufzuzeigen. 240 MS-Patienten mit neuropathischen Schmerzen nahmen an einer 16-wöchigen placebokontrollierten Studie teil. Am Ende hieß es, dass die Studienergebnisse zeigen, dass Dronabinol eine sichere Langzeitbehandlungsoption darstellt.

Cannabis-Therapie kann subjektives Lebensgefühl und Schlafqualität verbessern

Erwähnenswert ist auch eine Studie, die an der University of Glasgow in Großbritannien durchgeführt wurde. An dieser nahmen mehr als 200 Probanden mit neuropathischen Schmerzen teil. So erhielten 128 Probanden ein Mundspray mit THC und CBD. Weitere 118 Probanden bekamen ein Placebo-Spray zusätzlich zu ihrer Schmerztherapie. Es war eine Dosierung des Sprays mit maximal acht Hüben innerhalb von drei Stunden erlaubt.

Die Wissenschaftler berichteten von einer signifikanten Verbesserung der Schmerzstärke in der Probandengruppe, die das THC-/CBD-Spray nutzen. Sie folgerten daraus, dass Cannabis eine wirkungsvolle Alternative zur Behandlung von chronischen Nervenschmerzen sein kann. Weiter wurde hinzugefügt, dass sich auch das subjektive Lebensgefühl sowie die Schlafqualität der Probanden gebessert hätten.

 

vollständiger Artikel:

https://www.leafly.de/wie-hilfreich-ist-cannabis-als-medizin-bei-einer-polyneuropathie/

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